Tarot

Tarot und Weisheit der Mayas

Xultun-8Schwerter-1Auf den ersten Blick mag eine Verbindung des Tarot mit der alten Kultur der Mayas widersprüchlich erscheinen. Bei näherer Betrachtung wird man jedoch feststellen, dass sich beide Systeme hervorragend ergänzen.

Die Maya werden heute als hoch entwickelte Kultur verstanden, eine Kultur, die die Wissenschaft der Zahlen zu ungeahnten Höhen bringen konnte. Sie verstanden die Zeit nicht – wie wir es heute tun – als lineares Muster oder als etwas, was auf Kausalität basiert, sondern als rhythmisch wechselnde Zyklen, die durch bestimmte Qualitäten gekennzeichnet sind. Für die Mayas war die Zeit also ein fixes Grundmuster mit pulsierenden Zeitenergien. Die Geschichte stellte für sei eine Reihe von Wiederholungen dar, der sich über viele Millionen Jahre erstreckt. So soll beispielsweise noch eine Maya-Schrift existieren, die in den Berechnungen sage und schreibe vierhundert Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückgreift. Die heutige Wissenschaft ist davon überzeugt, dass dies eine außergewöhnliche Leistung für ein so genanntes „Steinvolk“ war. Dass die Mayas jedoch bei weitem mehr beherrschten als das Modellieren von Tonköpfen, sie uns vielleicht sogar auch überlegen waren, beweisen unter anderem deren exakte astronomische Berechnungen. So konnten sie die Umdrehungen der Erde um die Sonne mit genau 365,2420 Tagen angeben – eine Berechnung, die so gut wie exakt ist, da sie nur um zwei Zehntausendstel von der Zeitberechnung des heutigen Gregorianischen Kalenders abweicht.

Der Maya-Kalender

Xultun-DasSchicksalsrad-1Der Maya-Kalender verfügt über 20 Maya-Archetypen (auch „Siegel“ genannt), die alle Energien und dahinter stehenden Myriaden von Wesenheiten symbolisieren sollen, die für unser gesamtes Universum zuständig sind. Er berechnet sich außerdem durch 13 „Töne der Schöpfung“. Multipliziert man diese 20 Siegel mit den 13 Tönen, dann erhält man einen Zeitraum von 260 Tagen – übrigens auch die exakte Dauer einer Schwangerschaft! –, der dem 260-Tage-Kalender der Mayas, dem sog. „Tzolkin“ entspricht. Auch astrologisch gesehen ergeben sich frappierende Übereinstimmungen, doch weitere Erklärungen über den  faszinierenden Maya-Kalenders würden hier den Rahm sprengen, deshalb möchte ich mich primär auf das Tarotdeck, welches Tarot und die Kultur der Mayas vereint, beschränken:

Entworfen wurde der „Xultun-Tarot“ in den Achtziger Jahren von dem Amerikaner Peter Balin, der als Erster versuchte, die Philosophie des Tarots und des Schamanismus zu verknüpfen. Herausgekommen ist dabei ein indianisches Deck, das teilweise r stark an das Deck von Arthur Waite erinnert (explizit die Karten der kleinen Arkana). Anhand der Begleitliteratur lässt sich feststellen, dass sich Peter Balin sehr gut mit der Mythologie und dem Tzolkin der Mayas auszukennen scheint: die 20 archetypischen Siegel bringt er zum Teil mit den 22 hohen Arkana in Verbindung – denn auch hier gibt es Parallelen in den einzelnen Stationen innerhalb der Reise des Narren – sowie mit der Numerologie und der Astrologie. Sehen wir uns einige Kartenbeispiele an:

„Der Kaktus“

Xultun-DerKaktus-2Der Kaktus“ mag als Tarotkarte auf dem ersten Blick etwas merkwürdig anmuten, denn dieser stachelige Geselle auf der Fensterbank hat in unserer Kultur keine besondere Bedeutung. Anders bei den Mayas. Der Kaktus trägt die Zahl Acht (in der Maya-Numerologie durch einen Strich und 3 Punkte dargestellt) und entspricht „unserer“ Karte Kraft. Der Kaktus steht in ihrer Kultur für die Überwindung des Todes. Durch seine Stacheln und die Fähigkeit, Wasser zu speichern, symbolisiert er Lebenskraft, Stärke und Ausdauer; des weiteren blüht er, was eine gewisse Reife sowie einen natürlichen Zyklus anzeigt. Der Kaktus bzw. die Kraft entspricht dem Maya-Siegel „Man-Ik“. Auch dieses Siegel steht für die Überwindung des Todes sowie einer Standfestigkeit, die uns die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden, verleiht. Manik bzw. Man-Ik symbolisiert außerdem Heilung und Vervollkommnung.

„Der gebundene Mensch“

Xultun-Verhaftung-2Der Teufel heißt im Maya-Tarot „Der gebundene Mensch“ und zeigt ebenfalls Verhaftung an der Materie sowie Abhängigkeiten an. In dieser Karte liegt die Versuchung verborgen, menschlichen Würde zugunsten von Profit zu vernachlässigen. Außerdem steht diese Karte für Geburt und Tod gleichermaßen, denn Aufgabe des „gebundenen Menschen“ ist auch, die Verbindung zur materiellen Existenz auf das Notwendigste zu beschränken bzw. gar zu überwinden. Die Karte entspricht dem Siegel „Ix“. Ix verkörpert ebenso Leben und Sterben, denn es symbolisiert sowohl die Magie des (materiellen) Schöpfertums als
auch den Quantensprung in eine andere Dimension.

„Planet Erde“

Xulturn-Welt-2Die Welt entspricht im Xultun-Tarot der Karte „Planet Erde“. Diese Karte zeigt „die Integration des Ratsuchenden innerhalb der Schöpfung“ (Peter Balin) auf – ähnlich wie die Bedeutung der Welt im Rider-Waite-Deck, die ebenfalls anzeigt, dass man „seinen Platz“ auf dieser Welt gefunden hat. „Planet Erde“ wird dem Siegel „Ahau“ zugeordnet. In Ahau sind Alpha und Omega, Anfang und Ende, gleichermaßen vorhanden. Ahau symbolisiert auch die gelbe Sonne als strahlendes Zentrum. Da wir laut der Maya-Philosophie in unserer Entwicklung in Richtung „Sonnenwesen“ unterwegs sind, bekommt dieses Siegel als eine Art „Sammelstelle“ ein besonderes Gewicht.

 

Mein Fazit lautet also: Es handelt sich hier mal ein etwas anderes Tarot, auf dem ersten Blick kompliziert und fremd, doch dafür voller Symbolik und obendrein ein Leckerbissen für Tarot-Jäger und –Sammler. ☺

Der Xultun-Tarot (erschienen bei Arcana Publishing & Co., USA) von Peter Balin sowie das dazugehörige Buch „Der Flug der gefiederten Schlange“ (deutsche Ausgabe, Sphinx-Verlag) sind im Moment leider vergriffen, aber im Antiquariat erhältlich. Die verschiedenen Angebote sollte man jedoch prüfen und vergleichen, denn die Preisunterschiede können hier enorm sein, sie schwanken nämlich zwischen „normalen“ Verkaufspreisen für gebrauchte Kartendecks und Liebhaber-bzw. Raritätenpreise im dreistelligen Bereich. 

 

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