Archives for Januar 2015

Tarot und Weisheit der Mayas

Xultun-8Schwerter-1Auf den ersten Blick mag eine Verbindung des Tarot mit der alten Kultur der Mayas widersprüchlich erscheinen. Bei näherer Betrachtung wird man jedoch feststellen, dass sich beide Systeme hervorragend ergänzen.

Die Maya werden heute als hoch entwickelte Kultur verstanden, eine Kultur, die die Wissenschaft der Zahlen zu ungeahnten Höhen bringen konnte. Sie verstanden die Zeit nicht – wie wir es heute tun – als lineares Muster oder als etwas, was auf Kausalität basiert, sondern als rhythmisch wechselnde Zyklen, die durch bestimmte Qualitäten gekennzeichnet sind. Für die Mayas war die Zeit also ein fixes Grundmuster mit pulsierenden Zeitenergien. Die Geschichte stellte für sei eine Reihe von Wiederholungen dar, der sich über viele Millionen Jahre erstreckt. So soll beispielsweise noch eine Maya-Schrift existieren, die in den Berechnungen sage und schreibe vierhundert Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückgreift. Die heutige Wissenschaft ist davon überzeugt, dass dies eine außergewöhnliche Leistung für ein so genanntes „Steinvolk“ war. Dass die Mayas jedoch bei weitem mehr beherrschten als das Modellieren von Tonköpfen, sie uns vielleicht sogar auch überlegen waren, beweisen unter anderem deren exakte astronomische Berechnungen. So konnten sie die Umdrehungen der Erde um die Sonne mit genau 365,2420 Tagen angeben – eine Berechnung, die so gut wie exakt ist, da sie nur um zwei Zehntausendstel von der Zeitberechnung des heutigen Gregorianischen Kalenders abweicht.

Der Maya-Kalender

Xultun-DasSchicksalsrad-1Der Maya-Kalender verfügt über 20 Maya-Archetypen (auch „Siegel“ genannt), die alle Energien und dahinter stehenden Myriaden von Wesenheiten symbolisieren sollen, die für unser gesamtes Universum zuständig sind. Er berechnet sich außerdem durch 13 „Töne der Schöpfung“. Multipliziert man diese 20 Siegel mit den 13 Tönen, dann erhält man einen Zeitraum von 260 Tagen – übrigens auch die exakte Dauer einer Schwangerschaft! –, der dem 260-Tage-Kalender der Mayas, dem sog. „Tzolkin“ entspricht. Auch astrologisch gesehen ergeben sich frappierende Übereinstimmungen, doch weitere Erklärungen über den  faszinierenden Maya-Kalenders würden hier den Rahm sprengen, deshalb möchte ich mich primär auf das Tarotdeck, welches Tarot und die Kultur der Mayas vereint, beschränken:

Entworfen wurde der „Xultun-Tarot“ in den Achtziger Jahren von dem Amerikaner Peter Balin, der als Erster versuchte, die Philosophie des Tarots und des Schamanismus zu verknüpfen. Herausgekommen ist dabei ein indianisches Deck, das teilweise r stark an das Deck von Arthur Waite erinnert (explizit die Karten der kleinen Arkana). Anhand der Begleitliteratur lässt sich feststellen, dass sich Peter Balin sehr gut mit der Mythologie und dem Tzolkin der Mayas auszukennen scheint: die 20 archetypischen Siegel bringt er zum Teil mit den 22 hohen Arkana in Verbindung – denn auch hier gibt es Parallelen in den einzelnen Stationen innerhalb der Reise des Narren – sowie mit der Numerologie und der Astrologie. Sehen wir uns einige Kartenbeispiele an:

„Der Kaktus“

Xultun-DerKaktus-2Der Kaktus“ mag als Tarotkarte auf dem ersten Blick etwas merkwürdig anmuten, denn dieser stachelige Geselle auf der Fensterbank hat in unserer Kultur keine besondere Bedeutung. Anders bei den Mayas. Der Kaktus trägt die Zahl Acht (in der Maya-Numerologie durch einen Strich und 3 Punkte dargestellt) und entspricht „unserer“ Karte Kraft. Der Kaktus steht in ihrer Kultur für die Überwindung des Todes. Durch seine Stacheln und die Fähigkeit, Wasser zu speichern, symbolisiert er Lebenskraft, Stärke und Ausdauer; des weiteren blüht er, was eine gewisse Reife sowie einen natürlichen Zyklus anzeigt. Der Kaktus bzw. die Kraft entspricht dem Maya-Siegel „Man-Ik“. Auch dieses Siegel steht für die Überwindung des Todes sowie einer Standfestigkeit, die uns die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden, verleiht. Manik bzw. Man-Ik symbolisiert außerdem Heilung und Vervollkommnung.

„Der gebundene Mensch“

Xultun-Verhaftung-2Der Teufel heißt im Maya-Tarot „Der gebundene Mensch“ und zeigt ebenfalls Verhaftung an der Materie sowie Abhängigkeiten an. In dieser Karte liegt die Versuchung verborgen, menschlichen Würde zugunsten von Profit zu vernachlässigen. Außerdem steht diese Karte für Geburt und Tod gleichermaßen, denn Aufgabe des „gebundenen Menschen“ ist auch, die Verbindung zur materiellen Existenz auf das Notwendigste zu beschränken bzw. gar zu überwinden. Die Karte entspricht dem Siegel „Ix“. Ix verkörpert ebenso Leben und Sterben, denn es symbolisiert sowohl die Magie des (materiellen) Schöpfertums als
auch den Quantensprung in eine andere Dimension.

„Planet Erde“

Xulturn-Welt-2Die Welt entspricht im Xultun-Tarot der Karte „Planet Erde“. Diese Karte zeigt „die Integration des Ratsuchenden innerhalb der Schöpfung“ (Peter Balin) auf – ähnlich wie die Bedeutung der Welt im Rider-Waite-Deck, die ebenfalls anzeigt, dass man „seinen Platz“ auf dieser Welt gefunden hat. „Planet Erde“ wird dem Siegel „Ahau“ zugeordnet. In Ahau sind Alpha und Omega, Anfang und Ende, gleichermaßen vorhanden. Ahau symbolisiert auch die gelbe Sonne als strahlendes Zentrum. Da wir laut der Maya-Philosophie in unserer Entwicklung in Richtung „Sonnenwesen“ unterwegs sind, bekommt dieses Siegel als eine Art „Sammelstelle“ ein besonderes Gewicht.

 

Mein Fazit lautet also: Es handelt sich hier mal ein etwas anderes Tarot, auf dem ersten Blick kompliziert und fremd, doch dafür voller Symbolik und obendrein ein Leckerbissen für Tarot-Jäger und –Sammler. ☺

Der Xultun-Tarot (erschienen bei Arcana Publishing & Co., USA) von Peter Balin sowie das dazugehörige Buch „Der Flug der gefiederten Schlange“ (deutsche Ausgabe, Sphinx-Verlag) sind im Moment leider vergriffen, aber im Antiquariat erhältlich. Die verschiedenen Angebote sollte man jedoch prüfen und vergleichen, denn die Preisunterschiede können hier enorm sein, sie schwanken nämlich zwischen „normalen“ Verkaufspreisen für gebrauchte Kartendecks und Liebhaber-bzw. Raritätenpreise im dreistelligen Bereich. 

 

Tarot und Beruf(ung) – Teil I

rw-muenz81 „Beruf ist das Rückgrat des Lebens“ meinte einst der Philosoph Friedrich Nietzsche. Und der Dichter Hermann Hesse drückte es folgendermaßen aus:„Wahrer Beruf für den Menschen ist nur, zu sich selbst zu kommen“. Diese beiden Zitate machen deutlich, was der Beruf eigentlich ist, nämlich mehr als nur ein Broterwerb.  Auch die in der Esoterik häufig verwendete Parole „Beruf und Berufung“ drückt aus, dass die berufliche Tätigkeit die persönliche Erfüllung  nicht ausschließt – schließlich beinhalten die Wörter „Beruf“ und „Berufung“ auch den„Ruf“.

Menschen brauchen also eine Tätigkeit, die sie erfüllt. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Beruf man ausübt – er soll unsere schöpferische Leistung anspornen und das Resultat soll anderen zu Gute kommen. An dieser Stelle ist es hilfreich, auch die Grundlagen der Astrologie mit einzubeziehen, denn der astrologische Tierkreis und das davon abgeleitete Häusersystem verdeutlichen sehr anschaulich die Entwicklungsschritte des Menschen: Erst wenn einmal unser schöpferisches Potenzial (Löwe / 5. Haus) geweckt ist, kann das Talent regelmäßig in den Alltag (Jungfrau / 6. Haus) eingebracht werden, so dass man es mit anderen (Waage / 7. Haus) teilen kann.

rw-muenz32Das mag nun leichter gesagt als getan sein – jedenfalls in der heutigen Zeit, in der die Ausübung des Berufes häufig ein Überlebenskampf  zu sein scheint und Medien und Filmindustrie der modernen westlichen Welt uns vormachen, was Berufung zu sein hat. Wer sich dem Zeitgeist anpasst, definiert nicht nur seinen persönlichen Selbstwert über Karriere und Verdienst, sondern möchte eine Tätigkeit, die gleichzeitig Bewunderung, wenn nicht sogar Ruhm mit sich bringt.  Dass diese Ansprüche mittlerweile legitim sind, zeigen uns auch die Medien, beispielsweise wenn Deutschland den Superstar oder das nächste Topmodel wählt.

Dabei hat es den Anschein, dass dabei der wichtigste Aspekt unseres beruflichen Schaffens häufig vernachlässigt wird – und das ist die Frage, ob die ausgeübte Tätigkeit, für die man sein Geld bekommt, anderen nützt oder zumindest Freude macht. Dass dieser Punkt häufig ignoriert wird, beweist der Umstand, dass augenscheinlich einfachere Arbeiten häufig unterschätzt werden oder kein gutes Image haben. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass es zwar ein Fakt ist,  dass die Stelle eines Hilfsarbeiters schneller besetzt werden kann, weil sie ein kleineres Spektrum an fachlichen Know-How erfordert als der berufliche Bereich eines Akademikers –  doch dies bedeutet nicht, dass auf diese augenscheinlich einfacheren Tätigkeiten verzichtet werden kann. Es geht also um die Anerkennung, dem Gefühl, der Gemeinschaft etwas Wichtiges zu geben – unabhängig von der eigentlichen Tätigkeit.

rw-muenz2 (1)Möchte der Fragesteller nun vom Kartenleger wissen, wann die Arbeit wieder Freude macht, dann kann sich hinter dieser Frage mehr verbergen:  Vielleicht fehlt ihm nicht der Spaß, sondern vielmehr das Gefühl, seinen persönlichen Beitrag in einer gut funktionierenden Gemeinschaft zu leisten. Oder er wird von Versagensangst oder zu hoch gesteckten Ansprüchen geplagt.

Die folgenden vorgeschlagenen Legemethoden sollen Anregungen liefern, wie man mit Hilfe des Tarots wieder Klarheit in den beruflichen Alltag bekommt.

Die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde bilden die Grundpfeiler aller Existenzformen und spielen deshalb in der abendländischen Esoterik eine entscheidende Rolle. Diese Legemethode basiert auf diese vier Elemente; sie hinterfragt, wie jedes einzelne Element vom Fragestellern gelebt werden kann. Die „Vier-Elemente-Legung“ eignet sich ebenfalls gut, wenn der Fragesteller wissen möchte, wie er seine Potenziale einsetzen kann. Sie kann aber auch ohne spezielle Frage verwendet werden, beispielsweise wenn der Fragesteller sich einfach nur selbst besser kennenlernen möchte. Ebenso kann dieses Legesystem zum Einsatz kommen, wenn sich der Fragesteller  in seinem Beruf nicht wohl fühlt, aber die eigentlichen Gründe hierfür nicht kennt.

Es werden insgesamt vier Karten gezogen – für jedes Element eine –  und zum folgenden Gesamtbild ausgelegt:

4Elemente-Legung1

Und das bedeuten die einzelnen Positionen:

1.       Feuer – Motivation:  
Diese Karte beschreibt, wie die  Motivation des Fragestellers geweckt oder angespornt wird, was ihn begeistert und wie sein „inneres Feuer“ entfacht werden kann.

2. Wasser – Intuition:
Hier wird angezeigt, wie  die Intuition und Phantasie des Fragestellers beflügelt wird, was ihn emotional anspricht und wo er gerne mit dem Herzen dabei ist.

3.  Luft – Gedanken:
Die Karte auf dieser Position macht deutlich, wie der Fragesteller seine geistige Kraft und das logische Denkvermögen einsetzen kann. Sie gibt auch Auskunft darüber,  auf welche Art und Weise er neue Ideen einbringen und sein Innovationsgeist  ausleben kann.

4. Erde – Pragmatismus:
Diese Karte lässt erkennen, wie der Fragende Sorgfalt und Ausdauer entwickelt und wie er seine körperlichen Ressourcen am besten nutzt.  Hier wird auch angezeigt, wie er brauchbare Resultate hervorbringt oder welche Vorhaben auf fruchtbaren Boden fallen können.

Im 2. Teil geht es mit einer weiteren, umfangreicheren Legesmethode zum Beruf weiter.

Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowley, Teil I

crowley-harris2Über Aleister Crowley ist nicht viel Gutes überliefert. Kein einfacher Charakter soll er gewesen sein und ein „Enfant Terrible“, das nicht nur das viktorianische Zeitalter zu provozieren wusste, sondern selbst unsere tabulose Nachwelt immer noch in Aufregung versetzt. Obendrein, so die Überlieferung, soll er auch noch heroinabhängig gewesen sein.
Selbst jene, die in ihm keinen Provokateur oder Satanisten sehen, haben in erster Linie nur Schlechtes über ihn zu berichten. So ist selbst im Vorwort seines eigenen Buches „Toth“ ausschließlich von einem äußerst schwierigen Menschen die Rede, unter dem auch Lady Frieda Harris, der Künstlerin seiner legendären Karten, gelitten haben soll. So wird sie mit den Worten zitiert, dass sie „ständig damit beschäftigt sei, den Verdacht zu zerstreuen, dass Sie, Aleister Crowley, entweder versuchen, die Öffentlichkeit auf den Arm zu nehmen oder sie mit einer neuen gefährlichen Weltanschauung zu vergiften“ (aus: Vorwort aus dem „Buch Thoth“ von Aleister Crowley). Und auf dem deutschen Wikipedia heißt es gar: „(…) die Briefe belegen, dass Frieda Harris sich angemessen von Crowley distanzieren konnte, so dass sie zu den wenigen Menschen gehörte, denen die Freundschaft mit Crowley nicht geschadet hat“. Tatsächlich belegen die Briefe aber etwas anders als ein distanziertes Verhältnis.

Wir wähnen uns in einem toleranten und aufgeklärten Zeitalter, in dem Verbrecher nicht bestraft, sondern resozialisiert werden.
Für Fehlverhalten findet man meist Ursachen in der Kindheit. Doch wenn es um erklärte Feindbilder geht, dann scheint es wiederum kein Pardon für jene zu geben, die irgendwie gegen den Mainstream schwimmen – vielleicht ist das ein Naturgesetz. Eigentlich ist es überflüssig zu sagen, dass kein Mensch der Erde ausschließlich schlecht ist, so wie es kaum jemanden geben dürfte, der nur gut ist. Und so ist es auch gut, dass selbst die größten Außenseiter oder Sündenböcke trotz allem Menschen an ihrer Seite haben, die sie bis zum Tode schätzen oder lieben, so auch Crowley. Doch abgesehen davon, belegt die überlieferte Korrespondenz, dass das Verhältnis zwischen Harris und Crowley problemloser verlief als bisher angenommen. Und dass Lady Harris Crowley gelegentlich in die Schranken zu verweisen wusste (besonders wenn es um die Finanzen ging). Die Kopien der Originalbriefe beschreiben nämlich sowohl Harris als auch Crowley als spirituell ernsthaft Suchende, die befreundet waren und einen warmherzigen, lockeren Umgang pflegten. Lady Harris bringt in den Briefen mehrmals zum Ausdruck, wie sehr sie Crowley als Lehrer schätzt. Crowley hingegen motiviert und ermutigt sie in schwierigen Zeiten, rät ihr, weniger Selbstzweifel zu haben und schlägt ihr vor, sie in das hermetische Wissen einzuweihen  – keine Selbstverständlichkeit in einer  Zeit, in der man Frauen das Recht auf Wissen und Bildung meist absprach.

harris-clip1Mit Grüßen wie „ever yours“ oder „yours in admiration“ schließt Harris ihre Briefe an Crowley fast immer ab. Was Crowley anbelangt, liegen wesentlich weniger Briefe vor als von Harris, doch seine Korrespondenz skizziert auch ein anderes Bild von ihm als das wir heute kennen: So beendete er seine Briefe nicht mit dem berühmt-berüchtigten “Do what thou wilt shall be the whole of the Law” („Dein Wille ist Gesetz“), sondern mit den Worten „Love ist the law, love under will“ („Liebe ist das Gesetz, Liebe unter dem Willen). Auch der Brief, den Lady Harris nach Crowley’s Tod am 7. Dezember 1947 an Frederic Mellinger schrieb, zeugt von einem innigen Verhältnis zu Crowley. So schreibt sie, dass Sie Crowley „furchbar vermissen“ werde und erwähnt in diesem Zusammenhang von einem „unersetzlichen Verlust“. Die Tatsache, dass Crowley Harris als seine Nachlassverwalterin bestimmte, spricht ebenso für eine vorhandene Vertrauensbasis.

Lady Frieda Harris traf Crowley erstmals im Jahr 1937.  Ein Jahr später trat Harris dem “Ordo Templis Orientis” (O.T.O.) bei und arbeitete mit ihm zusammen. Die Karten entstanden zwischen 1939 und 1944 unter Crowley’s Anleitung. Vom O.T.O. wurden die Briefe zwischen Crowley und Harris veröffentlicht, die von mir hiermit übersetzen Textpassagen sollen das „wahre“ Verhältnis zwischen dem Enfant Terrible und der Politikersfrau und Künstlerin belegen – oder dem Leser zumindest ermöglichen, sich eine eigene Meinung jenseits von Wikipedia, Mainstream-Medien und Überlieferung zu bilden. So schreibt Lady Frieda Harris am 10. Mai 1939 an Crowley:

Lieber Aleister,

Ihre Sekretärin hat vergessen, mir die Briefe, die Sie mir geschrieben haben, zu senden. Sie hat mich gestern angerufen, um sie mir vorzulesen. Es tut mir ebenso leid, dass ich Ihnen hiermit frank und frei antworten muss, denn ich schätze unsere Freundschaft und Ihre Unterweisungen sehr, doch diese wird durch Ihre ständigen Versuche, mich als Ihre finanzieller Unterstützerin zu gebrauchen, vollkommen zerstört. Ich habe Ihnen schon mehrmals gesagt, dass ich selbst nur ein wöchentliches Taschengeld zur Verfügung habe und ich Ihnen davon alles gegeben habe, was ich ansparen konnte.

Wenn Sie den Tarot als ein Mittel betrachten, um an Geld zu kommen, und meine Position hierfür gebrauchen möchten – dann tut es mir leid, aber ich bin nicht das geeignete Mittel für eine solch ein Vorhaben, da ich anonym bleiben und keine Aufmerksamkeit erregen möchte, wenn die Karten der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Ihre Bücher sind wunderbar, aber Sie dürfen nicht erwarten, dass die lesende und materialistische Welt sie kauft, da sie nicht nachdenken möchte und ….

Das Ende des Briefes fehlt, möglicherweise fehlt hier eine Kopie aus der Sammlung. (Fortsetzung folgt in Kürze).

Hier noch ein Artikel über Crowley aus “Welt online”: Die darin aufgestellten Behauptungen sind bislang nicht bekannt, geschweige denn nachgewiesen. Hajo Banzhaf erklärte seinerseits mir, dass das Gespräch mit dem Journalisten in diesem Interview gänzlich anders abgelaufen war und dass er komplett aus dem Zusammenhang gerissen zitiert wurde. Auch der von ihm schriftliche Stellungnahme zu dem Artikel, den er der Redaktion sendete, wurde zwar veröffentlicht, aber entsprechend gekürzt und sinnentstellt.  Um wem genau es sich bei den (häufig selbst ernannten) “Sektenexperten” handelt, ist – wie so häufig – natürlich auch nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass es sich um Kirchenvertreter handelt: Welt-Online: So macht man einen Satanisten sympathisch.

Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowley, Teil II

Ein Brief von Lady Frieda Harris datiert auf Montag, den 18. September 1939. In diesem Schreiben teilt sie Crowley mit, dass die 10 der Schwerter fertiggestellt worden sind und bittet ihn, sich nach Rahmen für die Bilder zu erkundigen. Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass Crowleys Wissen komplex und seine Erklärungen schwierig sind; Harris’ Anmerkung am Ende des Briefes, sie sei “nur unterdurchschnittlich intelligent” dürfte in diesem Zusammenhang ironisch gemeint sein.

Lieber Aleister,

vielleicht möchten Sie zu Le Chatier Sarve in die St.-James-Street gehen und dort nachfragen, ob man dort meine Zeichnungen auf die gleiche Weise wie das Ihnen vorliegende Muster mit einem Passepartout versehen lassen kann. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie auch eines mitnehmen. Fragen Sie auch bitte nach dem Preis. Ich habe an Green & Stone gedacht, doch die haben im Moment keine guten Mitarbeiter und sind deshalb nicht vertrauenswürdig. Es gab einen sehr guten Mann auf der linken Seite abwärts der Pelham Street, ein kleiner Laden mit ein paar aufgehängten Rahmen, und sollte es diesen noch geben, dann war das der Laden, der sehr gute und nicht allzu teure Rahmen- und Passepartoutarbeiten für Nick erledigt hat, doch ich habe den Namen vergessen. Die Rowley Gallery in der Church Street / Notting Hill Gate könnte die Arbeit auch machen, aber dort sind sie sehr pingelig und eigensinnig. Mir ist es besonders wichtig, dass die Zeichnungen mit einem nicht-brennbarem Talk abgedeckt werden, wofür der verstorbene Mitarbeiter bei Gates bekannt war. Vielleicht könnten Sie Blow-Bubbles dazu bewegen zu verraten, wie das Mittel genannt wurde.

Ich finde  die Namen der Karten im Inhaltsverzeichnis, das sie an alle versandt haben, unklar. Tatsächlich hat es mich Stunden gekostet, sie zu sortieren und herauszufinden, welche was bedeuten. Sie sind viel zu reißerisch und ich bevorzuge die alten Namen, Sie nicht? Ich hasse all diese geschwollenen Worte und habe das Gefühl, bei Taliesin *) gelandet zu sein.

Wie soll ich die Einfassung bedrucken lassen? Ich möchte nämlich nichts verkehrt machen, die Arbeit ist sehr mühsam.

Ich habe die 10 der Schwerter fertiggestellt und prompt entsendet Russland die Armee.**)  Auf was steuern wir nur zu. Sie haben mir die Hinweise zum Narren nicht geschickt. Haben Sie es be-merkt? ***)

Haben Sie gesehen, dass alle Sephirots im Index falsch geschrieben sind, fast alle – es wäre ein furchtbares Ärgernis, wenn sie so gedruckt werden würden. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Sie Tzaddi – Den Herrscher deutlich ausgeführt haben. Haben Sie keine schematische Darstellung? Ich habe Ihr Buch Ann Christie an den Abenden vorgelesen und obwohl sie sehr interessiert ist, konnte sie Ihr Buch nicht verstehen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es am Ende auch werde. Es wird um den Punkt gehen, welches Argument das beste ist. Gibt es einen bestimmten Grund für die beiden Schlaufen, außer der Geheimhaltung? Sicherlich! Und wenn nicht, warum nicht die Schlaufe lösen und den Herrscher mit der 17 oder IV oder 4 oder 17 nummerieren, wie den Stern, ebenso die Stärke XI und die Ausgleichung VIII. Ich rechne damit, dass ich noch sämtliche falsch habe, und sollte das der Fall sein, dann müssen Sie deutlicher in Ihren Ausführungen sein sein, denn ich bin nur unterdurchschnittliche intelligent.

Á bientôt,

Frieda Harris

P.S: Aufgrund des Benzinverbots kann ich nicht Fox besuchen, und  auch er kann nicht kommen und mich sehen. Und wer ist Miss…?  Ich versuche mal eine graphische Darstellung, vielleicht können Sie eine grobe Schätzung vornehmen:

[         ….Zeichnung…         ]

Und ich glaube, wir können die 4 + 17 auf einem Schwenkarm drehen. Ziemlich lustig die Vorstellung, dass auch die Sonne den Zodiak rundherum abgebildet haben könnte.

*)  Taliesin:  war ein historischer Barde, der Werke in walisisch verfasste.

**) Es ist offensichtich, dass hier der Einmarsch der russischen Armee in Ostpolen am 17. September 1939 gemeint ist.

***) “be-merkt”: im Original schrieb Lady Harris: “Did you no-tice?”, also “notice” getrennt und ich konnte nicht in Erfahrung bringen, auf was sie hier anspielen möchte.

„Ich habe auch nicht mehr als ein wöchentliches Taschengeld“ (Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowey, Teil III).

Das waren Worte von Lady Frieda Harris, die sie in einem Brief an Aleister Crowley richtete und ihn in diesem Zusammenhang darauf hinwies, dass nicht mehr Geld von ihr zu erwarten sei. Über das “Enfant terrible” Crowley und sein Tarotwerk gibt es zahlreiche Berichte. Die Frau hingegen, die für die Realisierung seines “Tarot Toth” sorgte, wird oftmals nur namentlich erwähnt. Das mag auch daran liegen, dass die Künstlerin trotz des umfangreichen Tarot-Projekts mit Crowley konsequent auf ihre Anonymität bestand. Hier ein wahrer Bericht über Lady Frieda Harris. 

harris-clip1Lady Frieda Harris wurde als Marguerit Frieda Bloxam 1877 in London als Tochter eines Chirurgen geboren. Durch ihre Heirat mit Sir Percy Harris, Chef der liberalen Partei Englands, wurde sie zu „Lady Harris“. Nach außen sollen Sir und Lady Harris ein sehr widersprüchliches Paar gewesen sein. So war Frieda Harris lebhafter Natur, ging gerne aus und als “Party-Löwin” bekannt, während Sir Percy Harris den typischen Politiker des 19. und 20. Jahrhunderts verkörperte. Weniger überraschend dürfte hingegen die Tatsache sein, dass Crowely sich nicht mit Sir Harris verstand und es demzufolge zu Spekulationen und Gerüchte über eine mögliche Affäre von Lady Harris gab. Was ihr Verhältnis mit Crowley anging, soll jedoch nie über mehr als ein “platonisches Verhältnis” gesprochen worden sein.
Grundsätzlich galt Lady Harris als charakterfeste und willensstarke Persönlichkeit, was ihr mit der Zusammenarbeit mit Crowly sicherlich sehr hilfreich war. Auch war sie bekannt als Individualistin – so soll sie sich im Alter von 61 Jahren die Haare
auffallend rot gefärbt haben, was für die damalige Zeit sehr außergewöhnlich war. Lady Harris war Mitglied des “Co-Masonry”, einer Absplitterung der Freimaurer, in der Frauen im Gegensatz zu den traditionellen “Freemasonry” einen gleichwertigen Status hatten. Sie nutzte dort ihr künstlerisches Talent für ihre esoterischen Tätigkeiten. Unter dem Pseudonym “Jesus Chutney” schrieb sie auch Verse. Aleister Crowley begegnete sie 1937. Zu dieser Zeit war Crowley auf der Suche nach einem talentierten Künstler, mit dem er sein geplantes Tarotprojekt realisieren konnte. Sein “Headhunter” war Clifford Bax, Autor und Herausgeber eines Kunstmagazins. Clifford schlug zunächst zwei Künstler vor, nämlich Meum Stewart und Leslie Blanche, doch sie waren an einer Zusammenarbeit mit Crowley nicht interessiert. So lud er Frieda Harris ein, die ihm vermutlich durch die Verbindung zu Masonry bekannt war.

harris1-11Durch ihre Mitgliedschaft waren Frieda Harris sämtliche Rituale vertraut, doch ihr okkultes Wissen war noch lückenhaft. So wird
auch vermutet, dass es Crowley war, der ihr später nahelegte, die Texte von Rudolf Steiner zu studieren, da diese wichtige Aspekte für das Entwerfen eines Tarotdecks beinhalteten. Irgendwann im Jahre 1937 begann Lady Harris Unterricht bei Oliver Whicher and George Adams zu nehmen, wo sie Stunden in “Projective Geometry base upon the teachings of Steiner und Goethe”“(„Projektive Geometrie nach den Lehren von Steiner und Goethe”) nahm. Harris galt als aufmerksame und ehrgeizige Schülerin. Sie informierte Whicher darüber, dass sie den Plan hatte, geometrische Figuren in den Toth-Tarot, mit dessen Entwürfen sie gerade begonnen hatte, mit einfließen zu lassen. Trotz Whichers Abneigung gegen alle “Crowley’schen” Ideen ermunterte er Lady Harris in ihren Absichten.
Im Jahre 1938 wurde Frieda Harris dann auch “offiziell” zu Crowley’s Anhängerin. Crowley führte sie detaillierter in die verschiedenen Arten der Divination ein. Auch hier zeigte sich Lady Harris sehr diszipliniert und zielstrebig. So soll sie auch auch dem Studium des I Gings – Crowley’s damaliges Lieblingsorakel – entschieden haben. Zeitgleich wurde Frieda Harris Mitglied im Orden “Ordo Templi Orientis” (O.T.O.).

Wie der “Crowley Tarot” entstand

Zwischen 1939 und 1944 malte Lady Harris unter Anleitung von Crowley den ägyptischen Tarot (“Toth Tarot”) und im Jahre 1941 erschien Crowley’s “Buch Toth” dazu. Es heißt auch, dass Lady Harris den Tarot gar nie richtig gekannt haben soll, was sie auch zugab. Jedenfalls tat dies der Lebendigkeit und Ausdrucksstärke dieser Karten keinen Abbruch. An Crowley schrieb sie: “Warum habe ich nur kein lebendiges Feuer, das diese Schönheiten musikalisch illustrieren könnte. Mit Farbe allein kann ich es nicht schaffen. Wessen ich bedarf, sind nicht Farbkreide, sondern Poesie und Musik und Licht.” (aus: Vorwort aus dem “Buch Toth” von Aleister Crowley).
Lady Harris war nicht nur für Ihren Ehrgeiz bekannt, sondern auch dafür, dass sie sich in Arbeit stürzen konnte. Es heißt außerdem, dass sie die Bedeutungen der einzelnen Karten des Toth Tarots während ihrer Arbeit daran buchstäblich erlebt hat. So wird in diesem Zusammenhang berichtet, dass die aktuellen Ereignisse in ihrem Leben stets das Thema der Karte, an der sie gerade arbeitete, widerspiegelte. So soll sie beispielsweise sämtliche Arten von Verspätungen oder Unfällen erlebt haben, als sie dabei war, die Karten 8 und 9 der Schwerter zu malen.

“Ich habe auch nicht mehr außer ein wöchentliches Taschengeld”

In der Überlieferung heißt es, dass Lady Harris während ihrer Zusammenarbeit mit Crowley ihm ständig Stipendien zukommen ließ, um das Tarotprojekt auch finanziell zu unterstützen. Auch soll sie ihren sozialen Kontakte genutzt haben, um weiterere Förderer zu finden, damit Ausstellungen für die gemalten Karten sowie Kataloge finanziert werden konnten. Doch noch existierende Schriftstücke belegen, dass Lady Harris Crowley zwar unterstützte, dies ihr jedoch nicht einfach so mühelos gelang, wie es heute häufig dargestellt wird. Dass Lady Harris selbst sehr eingeschränkt war und an die Grenzen der finanziellen und psychischen Belastbarkeit gelangte, geht klar aus einem Brief vom 10. Mai 1939 vor, den sie an Crowley richtete und der  tiefe Einblicke in die damalige finanzielle Abhängigkeit der Frauen gibt: “Ich schätze Ihre Freundschaft und den Unterricht mit ihnen sehr, aber dies alles wird durch Ihre Versuche, mich als Ihr Bank- und Finanzberater zu gebrauchen, stark belastet. Ich habe Sie mehrmals darüber informiert, dass ich selbst nichts habe außer ein wöchentliches Taschengeld. Ich habe Ihnen alles gegeben, was ich entbehren konnte. Wenn Sie damit rechnen, mithilfe des Tarots an Geld zu kommen und hierfür meine Position gebrauchen möchten  – dann tut es mir leid, ich bin nicht geeignet für so eine Unternehmung, da ich anonym bleiben möchte, wenn die Karten veröffentlicht werden.” Sie erwähnte in diesem Zusammenhang auch sinngemäß, dass sie nicht die Absicht hätte, “traurige Berühmtheit” zu erlangen – ob damit der Kontakt mit Crowley oder nur der Tarot gemeint war, geht aus besagtem Schreiben nicht hervor (Quelle: Briefe von Harris an Crowley, die im Original überliefert wurden (über die Korrespondenz mit Crowley wird es später mal einen eigenen Blogeintrag geben).
Dass diese geistigen Anstrengungen sowie der emotionale Druck ihren Tribut forderten, ist nur unschwer nachzuvollziehen. So wird auch berichtet, dass Lady Harris mit der Zeit immer launischer und teilweise auch unberechenbar wurde. Crowley soll davon offensichtlich beunruhigt gewesen sein und schickte sich an, Lady Harris um die Rechte an dem Tarot zu bringen, indem er sich rasch zwei Drittel der Investitionen sicherte. Doch trotz allem wurde Frieda Harris im Vorwort des Buches Toth von Crowley mit Lob und Anerkennung übergossen.

Die Veröffentlichung der Karten

Die Veröffentlichung der Karten fiel teilweise mit dem zweiten Weltkrieg zusammen und brachte einige Probleme mit sich. Das Papier war streng rationiert und Crowley ohnehin ständig knapp bei Kasse. Hinzu kam Aleister Crowley’s zweifelhafter Ruf, der Lady Harris beunruhigte und zu weiteren Spannungen zwischen den Beiden führte. So schrieb sie an Crowley, dass sie damit beschäftigt war, “den Verdacht zu zerstreuen, dass Sie, Aleister Crowley, entweder versuchen, die Öffentlichkeit auf den Arm zu nehmen oder sie mit einer neuen gefährlichen Weltanschauung zu vergiften.” (aus dem Vorwort des “Buch Toth” von Aleister Crowley). Des Weiteren ist überliefert, dass Lady Harris jede erdenkliche Anstrengung unternahm, die Karten bekannt zu machen – trotz des Geldmangels und unter Wahrung ihrer  Anonymität. 1944 gelang auch die Veröffentlichung von Crowley’s “Buch Toth” unter seinem Pseudonym “The Master Therion” mit einer limitierten Auflage von 200 Stück. Da das Buch durch den O.T.O. veröffentlicht wurde, ist anzunehmen, dass dies auf die Initiative von Lady Harris gelang, doch das Kartendeck sollt noch einige Jahre unveröffentlicht bleiben. Als Aleister Crowley 1947 in Hastings (England) starb, war Frieda Harris bei ihm. Sie telegrafierte die Nachricht an den O.T.O., mit dem sie dann auch ihre Arbeit nach Crowley’s Tod fortsetzte. Pläne für die Veröffentlichung der Karten jedoch scheiterten zunächst.  Crowley hatte Lady Harris als seine Testamentsvollstreckerin ernannt – ein Beweis dafür, dass trotz aller Bedenken und Meinungsverschiedenheiten eine Vertrauensbasis bestand. Nach Crowley’s Tod soll Lady Harris in Betracht gezogen haben, die Originalwerke der Karten zu verkaufen, entschloss sich aber dann, die Werke Gerald Yorke zu überlassen, der sie nach London brachte, wo sie heute noch im British Museum of Art ausgestellt sind. Auch bedürfen die Bilder bereits seit geraumer Zeit dringend einer Restaurierung, denn die Materialien, die Lady Harris verwendete, waren aufgrund der Kriegszeit von minderer Qualität.

Lady Frieda Harris starb am 11. Mai in 1962 in Srinagar (Indien).  Die Veröffentlichung des Thoth Tarots durfte also weder Crowley noch sie selbst erleben, denn erst 1969 veröffentlichte der O.T.O.  mit Hilfe des Verlagshauses Llewellyn Publications erstmals eine vollständige Farbausgabe der Karten in einer stattlichen Auflage. 1977 erschien bei Samuel Weiser Inc. und U.S. Games Inc. eine höherwertige Ausgabe. 1987 dann veröffentlichte hier in Deutschland der Urania Verlag mit Hilfe der AGMüller die Karten in der uns heute bekannten Art und Qualität.

Chinesische Elementenlehre – 木 Mù (Holz)

IGing15-HolzHolz ist das erste Element innerhalb den Fünf Wandlungsphasen. Es steht für Wachstum und für Neubeginn, denn es ist jenes Element, das um Gestaltung ringt und sich entfalten möchte. Ebenso versinnbildlicht das Holz die Initialzündung, den Aufbruch beziehungsweise den Beginn einer Sache – und dementsprechend ist seine Bewegungrichtung steigend, also nach oben gerichtet. So steht das Holz für Aktivität und Mut, ebenso für Neugierde und Kreatitivtät.

Aus der Sicht der Polarität besitzt das Holz von Grund auf eine schwächere Yang-Qualität; dies bedeutet, dass es in seiner Grundpolarität männlich ausgerichtet ist, aber in einer gemäßigten Form. In Verbindung mit der Yin-Qualität (also der weiblichen und aufnahmebereiten Seite der Polarität) ist Holz ebenso durchsetzungsstark und selbstsicher, wenn auch auf etwas mehr sanftere Art als wie es in Kombination mit dem Yang-Prinzip, wo sehr konsequent und zielgerichtet ist. Holz repräsentiert Emotionen wie Begeisterungsfähigkeit und Optimismus, aber auch Zorn und Rücksichtslosigkeit. Ein Überschuss an Holz kann für Reizbarkeit oder Launenhaftigkeit sorgen, was aber mit dem Element Feuer kompensiert werden kann. Ein Mangel an Holz hingegen bringt häufig Mutlosigkeit, Unentschlossenheit und Verbitterung hervor.

Welches Lebensalter dem Element Holz zugeordnet wird, dürfte demzufolge nicht schwer zu erraten sein: Es ist die Geburt, die Kindheit und die Phase des Wachstums, denn auch in dieser Phase geht es um Entfaltung.

Die entsprechende Himmelsrichtung für Holz ist der Osten, der auch symbolisch für Beginn (Sonnenaufgang) steht. Die zum Holz dazugehörige Jahreszeit ist der Frühling, die entsprechende Jahreszeit der Morgen.

Das Holz wird unterstützt und gestärkt vom Element Wasser, hingegen wird es durch das Element Feuer geschwächt. Seine Entsprechung im I Ging findet das Element Holz in den Trigrammen 巽 “Sun” (Wind/Holz)  sowie 震 “Dschen” (Donner). Im I Ging verfügt das Holz-Element ebenso über eine durchdringende, aber gleichermaßen aufnehmende Kraft.

Chinesische Elementenlehre – 火 Huŏ (Feuer)

IGing14-FeuerDas zweite Element innerhalb der Fünf Wandlungsphasen ist das Feuer. Es versinnbildlich Leidenschaft, Faszination und Enthuisiasmus. Während es beim Element Holz noch um den Aufbruch und die Entwicklung ging, beinhaltet das Feuer die Ausgestaltung.

Das Element Feuer gilt als authentisch, gleichzeitig auch mitteilsam und extrovertiert. Im negativen Sinne wirkt es Druck ausübend, ist egoistisch und mitunter auch aggressiv.  Deshalb ist ein Überschuss am Feuer immer mit einer gewissen Exzentrik verbunden sein, es äußert sich gelegentlich auch hektisch und hysterisch und kann durch das Element Erde gedämpft werde. Ein Feuermangel hingegen kann für Ängstlichkeit und Verwirrtheit sorgen, da hier wiederum der Mut und das “Draufgängertum” fehlt, was aber wiederum mit Hilfe des Elements Holz ausgeglichen werden kann.

In der Polarität entspricht das Feuer einem starken Yang-Prinzip, es handelt sich hier also um männliche Energie in Reinform. So kann es in Kombination mit einem weiteren Yang sehr mitreissend und tatkräftig, aber auch dominant und aggressiv sein. Zusammen mit einer Yin-Qualität ist das Feuer ebenso in Aktion, aber mehr auf die Umwelt aufgerichtet, warmherzig und integrierend.

Überträgt man das Element Feuer auf die menschliche Lebenszeit, dann entspricht es der Zeit der Jugend, die mit Ausbildung und (Weiter-)Entwicklung einhergeht und die Zeit, in der wir etwas aus uns “machen”.

Die zum Feuer dazugehörige Himmelsrichtung ist der Süden, die entsprechende Jahreszeit der Sommer und Tageszeit der Mittag – also immer, wenn die Sonne am höchsten steht.

Das Element Feuer wird vom Element Holz genährt und gefördert – so wie man mit Hilfe von Holz ein Feuer entzündet. Hingegen geschwächt und Unterdrückt wird das Feuer vom Element Erde. Im I Ging entspricht das Feuer dem Trigramm 離 “Li” (Feuer), es hat den Charakter von “abhängig”, weil Feuer grundsätzlich an etwas haften muss, um brennen und sich verbreiten zu können.

Chinesische Elementenlehre – 土 Tŭ (Erde)

IGing13-ErdeDas Element Erde ist das dritte innerhalb der “Fünf Wandlungsprozesse” in der chinesischen Weisheitslehre. Es bildet sozusagen die Mitte und das Zentrum innerhalb der fünf chinesischen Elemente und entsprechend ist auch seine Bedeutung.

Zum einen steht die Erde für die Ernte und zeigt Ergebnisse an – also auch Resultate von jenem, was unter den beide ersten Elementen Holz und Feuer gesät und ausgestaltet wurde. Zum anderen repräsentiert das Element Erde Zuverlässigkeit und Harmonie. So kennzeichnet das Element Erde das sorgfältige Abwägen und die Fürsorge. Es steht außerdem für Bodenständigkeit und Beharrlichkeit. So bringt ein Überschuss an Erde auch zwangsläufig eine gewisse Unbeweglichkeit  und Sturheit mit sich, ebenso auch ein großes Sicherheitsbedürfnis. Ein Mangel an Erde jedoch kann für Strukturlosigkeit, Unzuverlässigkeit oder Orientierungslosigkeit sorgen.

Aus der Sicht der Poloarität beinhaltet die Erde sowohl Yang (männliche Energie) als auch Yin (weibliche Energie und symbolisiert somit die Ausgeglichenheit. In Kombination mit Yang-Qualität  bekommt das Element erde einen soldien, ebenso aber auch logischen und ausdauernden Charakter; zusammen mit Yin äußert sich das Erd-Element fruchtbringend, sorgend und beschützend.

Auf die Lebenszeit übertragen kennzeichnet das Element Erde ebenso das Zentrum, also die Lebensmitte und das Erwachsenenalter. Auch die Himmelsrichtung ist die Mitte. Die entsprechende Jahreszeit für das Erdelement ist der Spätsommer – jene Zeit, in der die Ernte eingefahren wird – und als Tageszeit wird dem Element Erde die Jahreszeit zugeordnet.

Das Erdelement wird von Feuer gestärkt beziehungsweise hervorgebracht. Das Element Metalll hingegen wirkt sich erschöpfend auf die Erde aus. Im I Ging stehen die Trigramme 艮 “Gen” (Der Berg) sowie 坤 “Kun” (Die Erde)” für die Erde, die hier gleichzeitig als stabil und festigend gilt.

Chinesische Elementenlehre – 金 Jīn (Metall)

IGing12-MetallDieses chinesiche Element sorgt nicht selten für Verwirrung, denn es kommt in unserer abendländischen Elementlehre nicht vor. Ebenso beinhalten die Eigenschaften, die man diesem Element zu schreibt, neue Facetten, so dass es kaum einen Vergleich zu unseren abendländischen Typenlehre gibt. Eine Hilfestellung könnte vielleicht die Vorstellung sein, dass es sich bei diesem Element um – jedenfalls unserem westlichen Verständnis nach – ein “strengeres” Erdelement beziehungsweise um ein Erdelement mit dem Einfluss von Luft handelt.

Das Element Metall symbolisiert Sachlichkeit, Präzision und Ehrgeiz. Metallbetonte Persönlichenkeiten beispielsweise agieren sehr kosten- und nutzenorientiert und besitzen einen starken Antrieb, wenn es um die Erreichung ihrer Ziele geht. Sie können nicht nur gut Grenzen ziehen, sondern benötigen auch eigenen Freiraum. Ihre Gefühle zeigen sie in der Regel nicht, sie bleiben dem Gegenüber verborgen. In Verbindung mit der Yang-Qualität versinnbildlicht das Element Metall sehr starken Ehrgeiz und ist ausgesprochen ordnungsliebend. In Kombination mit der Yin-Energie ist es weniger ehrgeizig, dafür aber sehr genau und organisiert, kalkulierend und berechnend und hat außerdem ein gutes Gespür für die natürlichen Rhythmen. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn ein Überschuss an Metall einen übertriebenen Perfektionismus mit sich bringen kann. Ebenso kann ein Übermaß von Metall mit Zynismus, Überlegenheitsgefühlen und Pedanterie einhergehen. Ein Mangel an Metall hingegen kann Argwohn sowie (Selbst-)Zweifel hervorbringen.

Überträgt man das Metall auf die menschliche Lebenszeit, dann ist hier die Lebensmitte bereits überschritten – es handelt sich hier also um die Phase der Ernte sowie der “Nachreife”. Hier lässt sich feststellen, was man im Leben erreicht hat. Die dem Metall entsprechende Jahreszeit ist  der Herbst, die dazugehörigt Tageszeit ist demzufolge der Abend und die Himmelsrichtung ist der Westen.

Das Metall wird vom Element Erde hervorgebracht; geschwächt hingegen wird das Metall von Wasser. Im I Ging findet man das Element in den Trigrammen 兌  “Dui” (Der See) sowie 乾 “Kien” (der HImmel) wieder, die Stärke des Metalls liegt hier in der Reflexion..

Chinesische Elementenlehre – 水 Shuĭ (Wasser)

IGing16-WasserDas letzte Element innerhalb der Reihe der Fünf Wandlungsphasen ist das Wasser. Das Element Wasser kommt auch in unserer abendländischen Astrologie und Elementelehre vor, dennoch wird es in der chinesichen Weisheitslehre ein wenig anders interpretiert.

Das Wasser fließt überall hin, bis in die letzten Winkel. Deshalb gilt es nach  dem daoistischem Weltbild als anpassungsfähig und flexibel, ist aber gleichzeitig  nur scheinbar nachgiebig – schließlich passt sich Wasser zwar an, kann dennoch hartnäckig oder gar zerstörerisch sein (“steter Tropfen höhlt den Stein”). Menschen mit einer Wasser-Betonung gelten deshalb nach altchinesischer Philosophe als kommunikativ und aufmerksam, aber auch leidenschaftlich, eifersüchtig oder manipulierend. Spätestens hier wird klar, dass das chinesische Wasser-Element unserer abendländischen Auffassung nach in etwa einer Mischung aus Luft und Wasser entspricht.

Das Wasser-Element besitzt grundsätzlich starke Yin-Kraft, ist also weiblich und passiv. In Kombination mit einer Yang-Qualität bringt das Wasser Neugierde, Reiselust, Forscherdrang sovie verbale Stärke hervor. In Verbindung mit der Yin-Energie äußert sich die Neugierde mehr im künstlerischen Bereich und wird mit Meditation und tiefen Gefühlen in Verbindung gebracht. Ein Überschuss an Wasser kann häufig für Gefühlskälte und Humorlosigkeit sorgen, ebenso für Misstrauen oder gar Paranoia. Ein Mangel an Wasser wird mit Phantasielosigkeit, Willensschwäche und/oder Schreckhaftigkeit in Verbindung gebracht.

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei dem Element Wasser um das letzte innerhalb der chinesischen Elementelehre, demzufolge steht es für den Lebensabend und das Lebensende. Die entsprechende Himmelsrichtung ist der Norden, die adäquate Jahres- und Tageszeit dazu ist der Winter und die Nacht.

Das Element Metall wird gestärkt durch das Element Wasser; geschwächt wird es hingegen von Holz. Im I Ging findet das Wasser seine Entsprechung im Trigramm 坎 “Kan” (das Wasser) und besitzt die Eigenschaft “fließend”.

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